Nicolas Lindt

Schriftsteller & Ritualgestalter

«Ich schreibe Bücher, erzähle Geschichten und gestalte Rituale im Namen der Liebe.»

Wald, 18. April 2024   |   Bücher Von Schuld und Unschuld
Wald, 18.04.2024   |   Bücher Von Schuld und Unschuld

Täter und Opfer

Von Schuld und Unschuld

Geschichten & Reportagen
aus meiner Zeit als Gerichtskolumnist


Keine Mordtat im Zürich der letzten Jahrzehnte hat soviel Wellen geworfen wie die Tat des Günther Tschanun, der 1986 - vor genau 30 Jahren - als Baupolizeichef vier seiner Mitarbeiter gezielt erschoss und einen weiteren schwer verletzte. Nicolas Lindt war Ende der 80er-Jahre Autor und Gerichtskolumnist bei der „Schweizer Illustrierten“. Seine präzise Schilderung der Vorgeschichte und der Gerichtsverhandlung gegen Tschanun ist die erste von rund 40 Geschichten & Reportagen in diesem Buch.

Ebenso packend schreibt der Autor über den spektakulären Steinschlag-Prozess vor dem Kriminalgericht Glarus, wo ein Mann angeklagt war, seine Gattin auf einer Wanderung mit einem Stein erschlagen zu haben.

Durch seine Kolumne gelangte Nicolas Lindt in Gerichtsäle überall in der Schweiz – in die grossen Kantonsgerichte ebenso wie in die ländlichen Amtsgerichte. Eindrücklich und berührend erzählt er, wie das Schicksal aus Menschen Täter und Opfer macht. Ob eine Frau vor Gericht steht, die ihren Mann tötete, ob es ein Raser ist, der ein Kind überfuhr, ein Arzt, der auf junge Nachtruhestörer schoss, eine Tunesierin, die Heroin schmuggelte oder ein Jäger, der eine trächtige Gämse erlegte – im Vordergrund steht für den Autor immer die menschliche Dimension einer Straftat.

Ende der 80er-Jahre gab es bereits Computer und Videofilme, doch vor Gericht tickten die Uhren noch anders. Gerichtsäle strahlten Gemütlichkeit aus, nicht nur Juristen, auch Laien sassen auf Richterstühlen, Delikte wurden noch anders beurteilt, Autoraser geschont, Vergewaltiger auch, und es kam vor, dass Angeklagte und Richter in der Verhandlungspause gemeinsam einen Kaffee trinken gingen.

Auch dies beschreibt der Autor. Er schildert seine Beobachtungen am Rande einer Verhandlung, er sucht die Schauplätze des Verbrechens auf, und er spricht mit Opfern und Tätern.

Nicolas Lindt berichtet aber nicht nur, er nimmt Stellung. Seine Anteilnahme ist engagiert, und immer wieder fordert ein Urteil sein Gerechtigkeitsempfinden heraus. Es sind dieselben Fragen, die sich damals wie heute stellen – und eine der Fragen begleitet uns in jeden Gerichtsaal: Ob auch der Täter ein „Opfer“ ist. Oder ob er, unabhängig von seiner Geschichte, die Verantwortung für sein Handeln trägt.

(Aus dem Werbetext des Verlags)