Nicolas Lindt

Schriftsteller & Ritualgestalter

«Ich schreibe Bücher, erzähle Geschichten und gestalte Rituale im Namen der Liebe.»

Wald, 10. Oktober 2024   |   DIE LUFTPOST Ihre Rückmeldungen
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Was Sie mir schreiben

«Ich war schockiert und brach meinen Einsatz in Israel vorzeitig ab»

Lieber Nicolas, soeben habe ich mir deinen «Offenen Brief an Roger Köppel» angehört. Mit einem Wort: Sensationell, genau auf den Punkt gebracht. Vielen Dank!

Ich bin wie du ein Bewunderer von Roger Köppels Arbeit und schätze sein tägliches «Weltwoche Daily» sehr. Leider hat auch mich seine Einschätzung der letzten zwei Wochen zur Hamas sehr irritiert und mich sogar dazu bewogen, vorläufig in Zukunft auf seine Sendung zu verzichten.

Meine persönliche Geschichte zu Israel und zum Judentum: Meine Mutter ist zu 50% jüdisch, somit fliesst also immerhin ein Viertel jüdisches Blut in mir. Mein Vater ist in einer anthroposophischen Familie aufgewachsen - eine durchaus interessante Mischung.

Ende der siebziger Jahre, als wir von Amsterdam nach Basel gezogen sind, hatten wir regelmässig Kontakt mit Otto Frank, dem Vater von Anne Frank. Er lebte lange in Birsfelden. Auch aufgrund der Erzählungen meiner Mutter hegte ich lange eine Bewunderung für die jüdische Kultur. In den Achtziger Jahren arbeitete ich als Reiseleiter im israelischern Eilat - und musste schon bald ernüchtert feststellen, dass mein positives Bild vom Judentum und von Israel ziemlich falsch war.

In Israel mit Israelis zu arbeiten vermittelte mir ein ganz anderes Bild der Wirklichkeit, als hätte ich das Land nur bereist. Ich konnte es nicht fassen, wie abschätzig die jüdischen Israelis über die Araber und im Speziellen über die Palästinenser herzogen: ‚Das sind Tiere, keine Menschen‘ waren häufige Kommentare, erstaunlich oft auch von jungen Studenten geäussert. Ich war schockiert, brach nach drei Monaten meinen Israel-Einsatz ab und habe das Land seither bewusst nie mehr besucht.

Mir war schon damals klar, dass ein Frieden mit Israel niemals möglich sein wird. Der Kriegszustand wird von vielen Israelis als normal wahrgenommen, ja sogar erwünscht. Es war auch damals schon offensichtlich, dass Israel als 51. Staat der USA fungierte. Was die UNO und andere Staaten an der israelischen Politik beanstandeten, ging den Israeli am A… vorbei. Ohne die Milliarden der USA und der amerikanischen jüdischen Organisationen wäre der Staat ohnehin kaum überlebensfähig.

Auf die bekannte schleichende Annexion palästinensischer Gebiete und unzähligen weiteren unmenschlichen Schikanen möchte ich hier gar nicht weiter eingehen.»

Michael M. aus der Region Basel