Eine Abschiedsfeier im Namen der Liebe
Jeder Mensch verdient einen
würdigen Abschied
Ueber das Sterben haben wir keine Macht.
Doch wie wir Abschied nehmen von einem Menschen,
den wir geliebt haben, liegt in unserer Hand.
Die Abschiedsfeiern, die ich gestalte, sind frei von jeglicher Konfession oder Theologie. In ihrem Mittelpunkt soll der Mensch stehen, dessen Tod wir betrauern - sein Leben, sein Wesen, und die Liebe, die wir für ihn empfinden. Jeder Mensch, auch wenn er noch so bescheiden gelebt hat, verdient es, nach seinem Hinschied gebührend gewürdigt zu werden.
Ist der Verstorbene alt geworden, kann ich in meiner Schilderung ohne Klage auf ein langes, erfülltes Leben zurückblicken. Denn wir alle wissen: Zum Leben gehört auch der Tod. Irgendwann wird ein Mensch müde, und er will schlafen. Diese Gewissheit vermag uns zu trösten, und sie erleichtert uns, Abschied zu nehmen.
Stirbt ein Mensch aber jung und vielleicht sogar völlig unerwartet, muss ich andere, stärkere Worte finden. Dann bin ich verpflichtet, zunächst auch über den Schmerz zu sprechen, den ein plötzlicher Tod in uns allen hervorruft. Das geht an mir nicht spurlos vorüber. Schon mehrmals geschah es, dass ich selber um meine Fassung rang, weil mir der Tod eines Menschen so nahe ging.
Es fällt uns schwer, diese plötzliche Endgültigkeit zu verkraften. Wenn uns jemand verlässt, der noch mitten im Leben stand, dann denken wir, dass das Leben ungerecht ist. Aber ist das so? Ungerecht können nur Menschen sein. Das Leben hat immer recht, daran glaube ich, und jeder Tod, auch wenn wir hilflos davorstehen, hat seinen tiefen, verborgenen Sinn. Dies zu begreifen, es anzunehmen und vielleicht sogar eine Antwort zu finden auf das Warum, kann ein Trost für uns sein.
Was ich über den Verstorbenen sage, was ich erzähle aus seinem Leben, hat aber auch die Bedeutung, dass wir erkennen: Der Mensch ist tausendmal mehr als die Asche, die er zurücklässt. Das Wesentliche eines Menschen ist unvergänglich. Es bleibt lebendig – in unseren Herzen und in der Erinnerung.
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Anschliessend an meine Schilderung zitiere ich einen Text, den der Verstorbene selber gerne gehört hätte. Das kann ein Gedicht sein, der Text eines Liedes - oder es können Worte sein, die von ihm selbst stammen.
Danach folgt ein Moment der Stille, der dazu dient, an den Menschen, um den wir trauern, noch einmal zu denken. Diese Stille ermöglicht uns auch, ihm Danke zu sagen, uns vielleicht mit ihm zu versöhnen oder einfach nur Abschied zu nehmen.
Weitere Elemente der Abschiedsfeier – insbesondere die Musik oder auch die Urnenbestattung – bespreche ich direkt mit den Angehörigen. Oft möchten auch Freunde des Verstorbenen einige Worte sagen. Was den Ort betrifft, so ist ein feierlicher Saal sicher besser geeignet als eine offene Friedhofshalle. Am schönsten aber ist oft die Kirche. Viele Kirchgemeinden sind heute bereit, ihr Gotteshaus auch zu öffnen für eine überkonfessionelle Abdankung.
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Eine Abschiedsfeier kann uns vom Schmerz nicht entlasten. Aber sie soll uns Mut machen; sie soll uns ermutigen, hinauszutreten und leben zu wollen. Dasselbe würden auch wir uns wünschen: Dass unsere Angehörigen nach unserem Tod vor allem eines wiedergewinnen – die Liebe zum Leben.